Bike-Packing

Der zweite Tag beginnt wie jeder Tag einer Bikepacking Tour. Frisch machen, Rad-Klamotten anziehen und dann mit viel Energie gegen den 2.Hauptsatz der Thermodynamik arbeiten. Oder für Nicht-Chemiker: wir suchen alle Sachen zusammen und packen unsere Taschen. Dann geht es zum Frühstück – der wichtigsten Mahlzeit des Tages – und dort gibt es erst einmal einen Kaffee. Der Kaffee steht in einer Kanne auf einer Warmhalteplatte und schmeckt mal wieder scheußlich. Aber er enthält Koffein, ist heiß und vertreibt die letzte verbliebene Müdigkeit aus dem Körper. Es gibt wieder Porridge, der heute flüssiger ist als gestern im Hotel. Außerdem gibt es selbstgebackene Teig-Dinger – Brötchen sind es nicht, und das Wort, dass die Wirtin gesagt hatte habe ich mir nicht merken können. Die Wirtin ist noch sehr jung und Thailändischer Abstammung – natürlich weiß ich nicht, ob sie noch dort geboren wurde, und das spielt auch überhaupt keine Rolle, ich wollte es der Vollständigkeit aber erwähnt haben. Sie spricht mit uns Englisch – ich verstehe nur nicht immer alles was sie uns sagen möchte – und mit den anderen Gästen Schwedisch, Finnisch kann sie wohl nicht. Auf jeden Fall ist sie sehr herzlich und uns hat es in Kastelholms Gesthem gut gefallen.

Nach dem Frühstück geht es weiter mit der Morgenroutine. Ich sage es mal so: wenn man den ganzen Tag unterwegs ist und nicht immer weiß wo man eine (saubere) Toilette findet, dann ist es vorteilhaft vor dem losfahren den Darm zu entleeren. Als auch das erledigt ist kann es endlich los gehen. Ich starte die Komoot-App für die Routenführung und die Wahoo-App für das Tracking. Wir schwingen uns auf die Räder und fahren die ersten Meter…

Sabines „Moment mal, da stimmt was nicht, da ist was komisch“ triggert in meinem Kopf den Gedanken „irgendwas wollten wir gestern nach der Tour noch einmal überprüfen…“. Und tatsächlich ist das Hinterrad an Sabines Rad platt. „Scheiße“ denke ich, denn gerade heute müssen wir eine Fähre erwischen, die nur zweimal am Tag fährt. Aber es hilft ja nichts. Also zurück zum Gesthem und den Schlauch wechseln. Zum Glück geht das relativ schnell und auch der Mantel macht keinen Zicken und rutscht einigermaßen leicht auf die Felge. Er sitzt dann aber nicht richtig und mit der kleinen Handluftpumpe schaffe ich es nicht genug Druck aufzubauen um den Mantel in die Felge zu drücken, was normalerweise mit einem charakteristischen Knacken verbunden ist. Den Trick hat mir mein Nachbar verraten – danke dafür Hans-Peter. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren fahren wir los, obwohl das Rad bzw. der Mantel ein wenig „eiert“. Sabine sagt aber „das geht schon“…

Der Wettergott ist uns auch heute wieder gewogen, es ist warm, die Sonne scheint und versteckt sich nur ab und zu hinter ein paar Schleierwolken. Das kann uns nur recht sein, denn wenn es nicht gerade wie auf dem Bild zu sehen über eine Brücke geht, dann geht es wie gestern schon durch die von den Gletschern geprägte Moränenlandschaft. Sprich, es geht immer schön auf und ab. Und da ist es gut, wenn die Sonne nicht zu sehr scheint. Die Straßen sind frei und auf dem roten Asphalt rollt es ausgesprochen gut. Auch Sabines Hinterrad macht keine Probleme.

Wir schaffen es rechtzeitig zur Fähre – um ehrlich zu sein, wir sind sogar viel zu früh und müssen noch eine ganze Weile warten, bis wir an Bord gehen dürfen…

Irgendwann kommen dann zwei Mitarbeiter vom Oberdeck und das „Boarding“ kann beginnen. Einer der beiden kommt zu uns und fragt wo wir hin wollen, die Fähre fährt nämlich nacheinander mehrere Stationen an. Wir sagen ihm wo wir hin wollen, bis zur Endstation in Torsholma. Er bittet uns zu warten bis alle Fahrzeuge verladen sind. Während wir warten beobachten wir den Beladevorgang (gibt es das Wort?). Rechts und links an den Seiten des Fahrzeugdecks gibt es Zwischenböden und die Auffahrrampen dazu können hochgezogen werden, so dass darunter auch noch Fahrzeuge stehen können. Auf der linken Seite ist die Rampe heruntergelassen, rechts nicht. Der Lademeister geht nun von Auto zu Auto und fragt nach dem Ziel. Einige Fahrzeuge dürfen schon auf das Schiff und bekommen dort je nach Zielhafen einen Platz zugewiesen. Die Autos, die auch wie wir zur letzten Station wollen, werden dann auf die Zwischenböden geschickt. Links steht ein Auto auf der Rampe, die wird dann einfach mit Auto nach oben gezogen – Technik die begeistert! Dann winkt uns der Lademeister und wir dürfen auch an Bord. Einen speziellen Platz für Fahrräder gibt es nicht, wir lehnen die Räder gegen die Bordwand und machen sie mit dem Spiralschloss fest. Nicht damit sie nicht geklaut werden, sonder damit sie bei stürmischer See nicht umfallen.

Die Fahrt dauert ca. 2.5 Stunden, genug Zeit für ein „gemütliches“ Mittagessen. Während des Essens fängt es nämlich an zu regnen, so richtig, sogar mit Blitzen, aber ohne Donner – komisch… Zum Glück sitzen wir im überdachten Bereich. Und zum Glück müssen wir jetzt nicht durch den Regen radeln. Das Essen reicht nicht um die Zeit zu überbrücken, und wie immer ist die letzte halbe Stunde länger als 30 Minuten. Aber dann kommen wir doch an und können weiter radeln. Ein paar Kilometer und eine weitere, kurze Fährfahrt haben wir noch vor uns heute.

Fähre von Åva nach Vuosnainen

Das Bild ist zwar schon von Vuosnainen aus aufgenommen, aber diese Fähre hat uns zu unserem Tagesziel direkt am Hafen gebracht. Im Vuosnainen Mariesema haben wir ein sehr geräumiges Zimmer in einer Hütte – an der Tür steht „Sviitti“ was nur unschwer in Suite übersetzt werden kann.

Panorama Bild

Da wir keine Bettwäsche mitgebracht haben – wo hätten wir die auch noch verstauen sollen – müssen wir sie zusammen mit Handtüchern extra bezahlen – ärgerlich. Auch ärgerlich ist, dass kein Duschgel oder ähnliches da ist. Aber wir bekommen eine flüssige Handseife, auch damit kann man sich beim Duschen ja waschen – auch die Haare…

Bevor wir uns Duschen kümmern wir uns aber erstmal um Sabines Rad. Das Hinterrad muss nochmal raus, dann lasse ich die Luft ab und bringe den Mantel „in Form“. Jetzt wieder aufpumpen und diesmal pumpe ich so lange und mit aller Kraft, bis es „Plopp“ macht und der Mantel richtig auf der Felge sitzt – so hat es mir Hans-Peter erklärt. Kurze Kontrolle – alles gut, es eiert nichts mehr! Damit ist das Rad fit für die nächste Etappe morgen.

Wir suchen uns noch ein Abendessen – das ist nicht besonders schwer, außer unserer Unterkunft gibt es nur noch ein anderes Lokal hier. Es gibt eine Chakchouka mit Lammwürsten und Gemüse für die Sabine und Nudeln mit Pesto und Hühnchen für den Elmar. Dazu ein weiteres Bier-Tasting – Kukko Tumma vs. Kukko IPA – das IPA hat gewonnen…

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