„Was ist dass denn für ein blöder Titel?“
Das ist der Veranstalter und der Tourcode unserer Mekong Tour per Rad und Schiff. Los ging es mal wieder um 8 Uhr morgens. Also sind wir um 6:30 aufgestanden, um noch frühstücken zu können und unsere Koffer umpacken zu können – das nenne ich Urlaub! Als besondere Herausforderung stellte sich die erste Nacht in einem Homestay-Guesthouse auf einer Insel im Mekong-Delta heraus. Den Rucksack mit den Sachen sollten wir am zweiten Tag nämlich eine Zeitlang auf dem Rad mitnehmen, bevor wir unseren Begleitbus wieder treffen. Da durfte also nicht zu viel drin sein – trotzdem mußten aber die extra dafür schon in Deutschland gekauften mückendichten Schlafsäcke, die lange Hose und das lange Hemd – beides natürlich ebenfalls mückendicht mit. Außerdem frische Wäsche, ein frisches T-Shirt, ein Schlaf-Shirt (mückendicht!) und Waschzeug etc. Hatte ich schon die obligatorische Rolle Klopapier erwähnt? Oder die beiden Dosen mit Anti-Mückenspray – eine für Kleidung, eine für die Haut? Am Ende hatten wir auf jeden Fall beide je einen relativ vollen Rucksack…
Da wir nach der Tour nach Saigon zurück kommen werden, konnten wir alles was wir nicht brauchen in den Koffer packen. Der war dann auch entsprechend voll und schwer – Sabines Reiserucksack dafür fast leer.
Genug über’s komplizierte Koffer packen – los geht’s!
Die nächsten drei Tage werden wir also im Mekong-Delta verbringen. Nachdem wir noch das englische Paar von ihrem Hotel abgeholt haben brauchen wir mit dem Kleinbus (Ford Transit) etwas mehr als zwei Stunden um nach My Tho zu kommen. Die Stadt ist quasi das Tor ins Delta. Dort geht es erst mal auf ein kleines Motorboot und damit hinüber auf eine Insel. Dort angekommen steigen wir in ein kleineres Boot um und werden durch die Kanäle gepaddelt. Dabei erklärt Anh unser Guide uns ein bißchen die lokale Flora und Fauna. Es gibt Wasserpalmen und kleine pinkfarbene Schlangeneier, die über der Wasserlinie daran kleben. Anh ist im Mekongdelta aufgewachsen und seine Familie betreibt eine kleine Dschunke um Touristen über den Mekong zu schippern.
Wir landen an und weiter geht es zu Fuß. Kokos-Palmen kennen wir schon, aber dass die komischen Metallbeschläge an den Stämmen dazu gedacht sind die Ratten daran zu hindern hochzuklettern und die Kokosnüsse zu essen, das ist neu! Und wer weiß schon, wie der Baum aussieht, an dem die Mangos wachsen? Oder die palmenartigen Papaya-Bäume? Natürlich gibt es auch viele Bananen – manche sogar mit einer großen Blüte daran – daraus wird also der leckere Bannenblütensalat gemacht. Durch den ganzen Urwald ziehen sich kleine Wege auf denen uns immer wieder Menschen auf Räder und – wie sollte es anders sein – Motorrollern begegnen. Und immer mal wieder steht auch ein Haus etwas zurück gesetzt im Grün. Zu einem davon gehen wir um uns anzuschauen, wie die Menschen hier leben. Das Haus hat drei Räume. Zwei der Räume dienen zum Schlafen und zum Aufbewahren der wenigen Habseligkeiten. Der größte Raum ist zur Veranda hin offen und hat einen kleinen Altar zur Ahnenverehrung und für religiöse Handlungen. Die Vietnamesen sind mehrheitlich Buddhisten, aber es gibt wohl auch ein paar Christen und andere Glaubensrichtungen. Allen gemein ist aber die Ahnenverehrung und so findet sich in jedem Haus ein kleiner Opfertisch oder Schrein für die frischen Opfer (z.B. Früchte und Wasser) und die Rauch-Opfer. Letztere werden in Form von Räucherstäbchen dargebracht, was ganz vorteilhaft ist, da es dadurch immer ganz angenehm riecht. Die Küche ist quasi draußen – wenn auch überdacht. Gekocht wird traditionell auf dem Holzofen. Die Toilette ist „über den Hof“ – aber immerhin ein kleines Häuschen aus Stein. Das Waschbecken zum Händewaschen danach hängt draußen. Wohin das Abwasser geleitet wird möchte ich gar nicht wissen – wahrscheinlich direkt in einen der Kanäle…
Alles in allem findet das Leben vorwiegend draußen statt und so nehmen wir unseren grünen Tee mit lokalem Honig und frisch ausgedrückten kleinen Orangen dann auch auf der Veranda ein. Dazu gibt es frische Früchte und gebackenes Reispapier mit Kokos. Besonders lecker sind mal wieder die kleinen Bananen. Dabei lernen wir auch Anhs jüngere Schwester kennen. Sie ist mit einer größeren Gruppe Franzosen unterwegs und viel gesprächiger als Anh…
Nach der kleinen Erfrischung geht es zu Fuß weiter und schon nach wenigen Schritten sind wir wieder an der Stelle, an der wir vom Motorboot in das Paddelboot umgestiegen sind. Die wollen uns hier wohl für dumm verkaufen?!? Ach was soll’s, es ist Urlaub und die Fahrt mit dem Paddelboot war schön 😉
Neben unserem Boot liegt die kleine Dschunke von Anhs Eltern. Seine Mutter ist an Bord und auch der jüngste Spross der Familie ist mit dabei. Ich schätze den Kleinen auf 3-4, Anh ist wie wir später erfahren 28 und hat 9 Geschwister…
Mit dem Motorboot geht es – nachdem wir den Fahrer geweckt haben – weiter zum Mittagessen auf einer Krokodilfarm. Diese liegt ebenfalls am Fluß und die halbe Stunde bis dorthin ist auf dem Boot sehr angenehm. Krokodile sind je echt faule Tiere, wenn man ihnen nicht gerade was zum Fressen hinhält, liegen oder schwimmen sie faul rum. Nach ein paar Beweisfotos geht es zum Essen. Es gibt gegrillten Elefantenohrfisch, eine Delikatesse aus der Region. Die beiden Engländer langen tüchtig zu und wir müssen aufpassen, dass wir unseren „fair share“ abbekommen und nicht verhungern. Nochmal kurz zur Toilette, zurück auf das Boot und über den Fluß nach My Tho. Dort wartet unser Kleinbus und es geht direkt weiter zu unserer ersten Radtour. Diese führt uns über Nebenstraßen an Reisfeldern vorbei, durch Orte mit unaussprechlichen und unmerkbaren Namen und an Kanälen entlang. Die Sonne ist schon fast am untergehen, als wir wieder am Bus ankommen. Die Engländer sind an jedem Busch und bei jeder Ente auf einem Reisfeld stehen geblieben um Fotos zu machen – ich frage mich, wie die dieses Jahr die Tour de France gewinnen konnten…
Jetzt brauchen wir die so sorgfältig gepackten Rucksäcke, denn weiter geht es per Boot auf eine Insel zur Übernachtung im Homestay. Die Überfahrt in den Sonnenuntergang verbringen wir in bequemen Deckchairs – fehlt nur noch der Sundowner. Leider sind keine Getränke an Bord. Das Homestay überrascht uns dann in seiner Einfachheit schon ein wenig. Es steht auf Stelzen über dem Wasser und besteht aus mehreren Gebäuden, die über einen Steg miteinander verbunden sind. In einem davon stehen die Betten, in einem sind die Duschklos und in einem weiteren die Esstische und die Lounge-Ecke. Dort befindet sich auch der hektisch blinkende Hausaltar. Dann gibt es noch das Gebäude der Gastgeber und eins für den Guide. Die Betten haben Moskitonetze und das ist auch gut so, denn die Häuschen haben keine Fenster. Jetzt zahlt sich unsere vorausschauende Einkaufstour zum Outdoor-Händler unseres Vertrauens aus! Nach der Dusche im Duschklo – alles in einer Kabine, wahlweise mit Pissoir oder Toilette, und selbstverständlich nur mit kaltem Wasser – werden die langen Sachen mit Insectshield Ausrüstung angezogen. Das Moskitonetz wird zur Sicherheit und wegen der vielen Löcher nochmal mit No-Bite eingesprüht. Bis nach dem Abendessen ist das dann getrocknet. Das Essen ist einfach, aber gut – und wieder müssen wir aufpassen, dass wir genug abbekommen. Aber es gibt ja immer genug Reis und der macht ja auch satt.
Zurück im „Schlafzimmer“ rollen wir unsere mückendichten Schlafsäcke auf dem Bett aus und schlüpfen in unsere Insect-Shield Shirts gekleidet hinein. Dumm ist nur, dass der Einstieg in den Schlafsack rechts ist, der Ausgang aus dem Moskitonetz aber auf der linken Bettseite. Den Ventilator lassen wir sicherheitshalber mal an – soll ja auch helfen.
Jetzt die Frage der Fragen: hat sich der ganze Anti-Mücken quatsch gelohnt?
Ja! Weder Sabine noch ich hatten einen einzigen Stich. Aber geschlafen haben wir in dieser Nacht echt wenig…
…
Wo waren wir? Ach ja – die Nacht im Homestay…
Es ist unglaublich wieviel Krach die Natur machen kann – da soll sich nochmal jemand über Fluglärm beschweren! 😉
Nein, im Ernst – erst haben die Hunde gebellt, dann die Hähne gekräht, und das nicht erst im Morgengrauen, sonder die ganze Nacht hindurch. Die quakenden Gekkos haben es dann nicht mehr viel schlimmer machen können. An alles hatten wir gedacht, nur an Ohropax Stöpsel nicht. Sowas braucht man in Frankfurt wenn man mit offenem Fenster schlafen möchte, oder im Flugzeug oder in der Bahn – aber doch nicht in der freien Natur! So kann man sich irren…
Nach sehr wenig Schlaf, einer kalten Dusche und einem großartigen und ausreichendem Frühstück – die Engländer mögen wohl nichts anderes als baked beans, und die gibt es zum Glück nicht – geht es wieder auf die Räder. Entlang den Kanälen, die die ganze Insel durchziehen und vorbei an kleinen Bretterbuden und wahren Palästen am Weg. Der Unterschied ist hier manchmal echt verblüffend. Aber einen Motorroller haben hier alle – und nicht nur in Hanoi werden darauf die tollsten Sachen transportiert. Sabine wollte dazu noch einen Artikel schreiben, sie hat auch entsprechendes Bildmaterial gesammelt, ist aber gerade zu sehr mit Urlaub machen beschäftigt… 😉
Irgendwann wird die Bebauung am Wegrand dichter, ein Ort kündigt sich an. „nga ba, se trai“ ruft mir Anh zu und ich weiß, dass ich an der nächsten Dreierkreuzung nach links abbiegen soll. Anh spricht auch ein gutes englisch, aber er hat genau wie wir in seiner Sprache etwas Probleme mit der Aussprache. Da Englisch nicht unsere Muttersprache ist, haben wir manchmal Probleme ihn zu verstehen. Seit er weiß, dass wir ein bißchen von seiner Sprache gelernt haben, spricht er ab und zu ein paar Worte mit uns in vietnamesisch. Das Dorf wird zu einer Stadt und es bietet sich das typische Bild: vor fast jedem Haus stehen entweder Waren zum Verkauf, oder es werden Dienstleistungen wie Haarschneiden, Moped waschen oder reparieren etc. angeboten. Nochmal rechts und ein paar hundert Meter weiter ist unser Ziel: die Fähre über den bisher breitesten Arm des Mekong. Entsprechend groß ist die Fähre und wir müssen auch eine Weile zusammen mit den Einheimischen auf ihren Mopeds warten, bis die Fähre kommt. Zeit eine Flasche Wasser zu kaufen, ein paar Schlucke zu trinken und etwas auszuruhen. Nein, Lose für die tägliche Vietnamesische Lotterie wollen wir nicht kaufen, nein danke wirklich nicht! Ah da ist die Fähre. Anh findet es wohl besser, wenn wir den Fußgängerzugang nehmen und nicht mit den Mopeds zusammen auf die Fähre fahren. Die Überfahrt ist erfrischend. Auf dem Wasser ist es gleich etwas kühler und dazu weht noch ein bißchen Wind. Auf der anderen Seite erwartet uns eine große Stadt. Woran ich das festmache? Es gibt Autos und zwar eins, zwei, drei – viele… 🙂
An der großen Kreuzung rechts und an dann noch einen Kilometer. An einer Tankstelle bleiben wir stehen und Anh erklärt uns dass unser Van hierher kommt. In der Zwischenzeit besichtigen wir eine Ziegelfabrik. Diese werden aus dem Schlamm und etwas Sand aus dem Mekong gefertigt. Dazu baggern große Bagger rund um die Uhr Schlamm aus dem Fluß und machen dabei – das hatte ich noch vergessen – natürlich auch ganz schön Lärm. Der Schlamm wird dann durch eine Form gepresst – sowas wie unsere Nudelpresse nur größer – und dann in Blöcke geschnitten. Wenn an der Maschine nicht ein großer Elektromotor dran wäre könnte man denken wir sind hundert Jahre in der Zeit zurück. Die so gewonnenen Blöcke mit Löchern werden dann erst einmal an der Luft getrocknet, bevor sie in einen Brennofen kommen. Beim Anblick der riesigen Öfen fühle ich mich endgültig 100 Jahre in die Vergangenheit katapultiert. Sie sind aus den gleichen Ziegeln gemauert, die hier hergestellt werden und haben die Form einer großen Glocke. In einem der acht sind auch schon Steine aufgeschichtet. Gebrannt wird mit Reisspelz – dieses Land hat keine Rohstoffe zu verschenken, hier wird alles verwertet! 28 Tage lang werden die Ziegel gebrannt und haben dann eine schöne rote Färbung. Die Lagerhalle ist aber leer – in der Nähe wird wohl eine Brücke gebaut und da wurden alle Lagerbestände hin geliefert. Hier werden aber nicht nur Ziegelsteine gefertigt, sondern auch Blumentöpfe, Halloween-Kürbisse und Kugeln mit Sternen – für den Export nach Europa, wie Anh uns mitteilt. Mitten in einer der Hallen steht ein Grab. Wir sind etwas verwundert, aber auch dafür hat Anh eine Erklärung. Früher waren hier Reisfelder und das Grab wurde dort gemäß der Tradition errichtet. Dann wurde das Land an die Fabrik verkauft, aber das Grab mußte erhalten werden. Die Angehörigen kommen immer noch fast jeden Tag um den verstorbenen zu Gedenken und Rauchopfer darzubringen.
Der Kleinbus ist inzwischen angekommen und die Räder werden verladen. Der Fahrer reicht uns kühle feuchte Tücher zum Erfrischen und um den Staub abzuwischen. Hier ist wohl zuviel Verkehr für Touristen, also geht es erst mal mit dem Bus weiter. Auch gut – ich hab gerade auch keine Lust mehr auf Radfahren und es ist auch schon fast Mittagessenszeit 😉 Das Essen nehmen wir wieder in einer großen Touri-Lokation ein, aber dafür ist es überraschend gut und vor allem echt vietnamesisch! Außerdem ist es so viel, dass wir trotzdem die Engländer wieder kräftig zuschlagen alle satt werden. Direkt nach dem Essen geht es wieder auf die Räder – allerdings ohne Sabine, sie braucht eine Pause und darf die nächsten Stunden in einer Hängematte in einem Straßen-Cafe verbringen.
Wieder geht es an den Kanälen entlang und über sie hinüber. Meist sind es schmale Kanäle und da führen nur kleine Betonbrücken meist ohne Geländer drüber. Über die breiteren und „schiffbaren“ Kanäle führen entsprechend größere und höhere Brücken. Die Engländerin hat es mit dem Schalten nicht so raus und bleibt bei den großen Brücken immer stehen. Außerdem gibt es natürlich auch hier wieder viel zu fotografieren – obwohl ich ja finde, dass es hier so aussieht wie an den anderen Kanälen auch. Ich habe manchmal das Gefühl, dass es Anh auch langsam nervt und er gerne etwas schneller voran kommen möchte. Aber das würde er niemals zugeben, das läßt seine vietnamesische Erziehung nicht zu. Die Wege sind auch wesentlich schlechter, als am ersten Tag und so fühlen sich die zwei Stunden am Ende fast wie vier an, als wir endlich wieder am Kleintransporter ankommen. Dort wartet eine ausgeruhte Sabine und der Fahrer mit Erfrischungstüchern. Die Räder werden verladen und ab geht es nach Can Tho unserem Ziel für diesen Tag. Dort wartet das „Victoria Resort and Spa“ auf uns – mit eine Bad im Pool und Schirmchendrink verbringen wir den Rest des Nachmittags. Abends geht es mit dem hoteleigenen Fährboot über den Fluß. Dort wartet Anh mit den Engländern, die nicht im Victoria übernachten um uns zum Abendessen zu bringen. Das Restaurant ist nett, das Essen ist lecker und inzwischen wissen wir, dass wir schnell sein müssen um genug davon abzubekommen 😉 Außerdem gibt es ein freies WLAN!!!
Wir verabreden uns für den nächsten Morgen um 7:00 damit wir früh genug auf dem großen schwimmenden Markt sind.
(to be continued… so keep coming back to read on!)
Fotos gibt es erst mal keine – unsere iPhones waren die ganze Zeit über Wasserdicht verpackt im Rucksack…
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