Gestern Abend sind wir am Campingplatz in Penmarch angekommen und heute ist erst einmal „Nichts-Tun“ angesagt. Es hängen graue Wolken am Himmel und so macht es uns das Wetter nicht so schwer diesen Vorsatz auch in die Tat umzusetzen. Hat schon mal jemand es versucht dieses „Nichts-Tun“? Ganz schön schwer – warum sonst würde ich jetzt diesen Blogartikel schreiben…

Ich wollte euch, liebe Leserschaft, aber auch nicht länger auf die Folter spannen und euch von unseren ersten drei Tagen berichten.

Der erste Tag war mehr oder weniger für die Anreise geplant. Die Koffer hatten wir schon am Vortag gepackt und so konnten wir uns als der Wecker um 6 Uhr geklingelt hat – ja, richtig gelesen: um 6 Uhr!!! – daran machen diese im Auto zu verstauen. Zwei Personen und drei Wochen Urlaub, da sollte ein Kombi doch eigentlich locker ausreichen für das Gepäck. Könnte man meinen… Aber wie immer ist der Kofferraum mit zwei Koffern voll und der Rest des Gepäcks muss auf die Rückbank. Wieder fragen wir uns, wie machen das eigentlich Familien mit zwei Kindern? Und die natürlich viel wichtigere Frage: wo verstauen wir die Weinkisten, die wir planen noch einzukaufen?!?

Um 7:08 Uhr drehe ich den Zündschlüssel um und los geht die wilde Fahrt! Nein, doch noch nicht – habe ich wirklich ein Kontaktlinsendöschen eingepackt? Nachdem ein zweites Döschen im Auto liegt (natürlich hatte ich eins schon eingepackt) fahren wir über die noch sehr leere Autobahn Richtung Mainz, dann durch Rheinland-Pfalz und das Saarland nach Frankreich. Direkt hinter der Grenze ein kurzer Stop zum Tanken und um Proviant aufzunehmen. Mit zwei leckeren Croissant und vollem Tank geht es weiter. Ab jetzt wird es langweilig, sehr langweilig… Die einzige Abwechslung bieten die 110 km/h Schilder und die Autobahnwechsel. Zum Glück hat unsere alte Dieselfeinstaubdreckschleuder neben einem Partikelfilter auch einen Tempomat. Wenn jetzt noch der Abstand automatisch auf Sabines Wohlfühlentfernung geregelt würde… Vielleicht beim nächsten Auto.

Wir kommen gut durch und sind schon um 15 Uhr in Chambord und wenig später am Hotel. Spontan beschließen wir den Rest des Tages zur Besichtigung des Schlosses zu nutzen. Um ca. 19 Uhr sind wir zurück im Hotel, beide müde und hungrig und wenn der Hunger nicht größer wäre als die Müdigkeit, wer weiß, ob wir nicht gleich ins Bett gefallen wären. Das Restaurant vorne an der Ecke hat gute Bewertungen bei TripAdvisor und so bleibt uns der lange Weg in den Ort (ca. 500 m) erspart. Die Rezensenten hatten Recht, sowohl das Ambiente, als auch das Essen sind sehr gut. „Mit vollem Bauch schläft es sich nicht gut“ heißt es oft – wir haben gut geschlafen – trotzdem!

Der zweite Tag beginnt mit einer kurzen Fahrt zum nächsten Schloss – Chenonceaux. Obwohl viel kleiner als Chambord hat es doch seinen besonderen Reiz, was sicher an den Gärten liegt und daran, dass es quasi wie eine Brücke über den Cher gebaut wurde. Nach ausführlicher Besichtigung geht es weiter Richtung Guérande. Auf dem Weg dorthin machen wir noch Stop bei einem Winzer im Muscadet. Er hat sich freundlicherweise bereit erklärt mit uns eine Weinprobe zu machen, obwohl die Lese gerade in vollem Gange ist. Mit drei Kisten Wein treten wir das letzte Stück der heutigen Etappe an.

Vorher müssen wir aber noch tanken. Die Restkilometeranzeige steht bei 50 als wir beim Winzer losfahren – ich bin ein wenig nervös, da ich auf der Fahrt durch die Weinberge schon länger keine Tankstelle mehr gesehen hatte und wir auch durch keine größeren Orte mit Supermärkten gefahren sind. An der Tankstelle stehen dann noch 40 km auf der Anzeige – dafür aber sagenhafte 904 km auf dem Tageskilometerzähler – neuer Rekord!

In Guérande hat Sabine ein wirklich sehr schönes Chambre d’hôtes ausgesucht. Es liegt innerhalb der „ville close“ direkt an der Stadtmauer. Auch heute siegt der Hunger über die Müdigkeit und wir essen unsere ersten „galettes“ und „crêpe“ in der Bretagne.

Der dritte Tag beginnt mit einem ausgedehnten Frühstück im „Chambre d’hôtes“. Noch einmal bestätigt sich welch ausgezeichnete Wahl Sabine getroffen hat. Dann geht es zu den Salzfeldern in Pradel und der „Terre de Sel“ Kooperative. Wir planen an einer Führung teil zu nehmen. Diese beginnt aber erst ca. 2h später und so beschließen wir die Zeit zu einem ersten Einkauf zu nutzen. Der aufgesuchte „Supermarché“ verdient diesen Namen – er ist wirklich sehr groß! Nach unserem Aufenthalt in der Abteilung mit den Produkten zur Körperpflege stellen wir fest, dass unser Einkaufswagen weg ist. Unglaublich – das ist uns ja noch nie passiert! Ein neuer Wagen muss her und die bisher ausgesuchten Einkäufe wieder hinein. Ab sofort wird der wagen nicht mehr aus den Augen gelassenen! An der Kasse stellen wir fest, dass das Gemüse nicht an der Kasse gewogen wird wie bei uns, sondern in der Gemüse Abteilung selbst gewogen werden muss. Da müssen die anderen deutschen Urlauber hinter uns in der Schlange ein bisschen warten…

Wir sind rechtzeitig zurück zur Führung und die 1 1/2 Stunden sind vor allem dank des „Guide“ zu schnell vorbei. Wir haben zwar nicht alles verstanden, aber erfahren dass es Pflanzen gibt, die sich durch Einlagern von Salz gegen die Auswirkungen der Osmose schützen und daher extrem salzig schmecken und dass es eine Pflanze aus der Familie des Fenchels gibt, deren schwarze Samen auch als sehr aromatischer Pfeffer genutzt werden kann – unserem Guide ist es aber unverständlich warum dies nicht getan wird. Auch über die verschiedenen Arten des gewonnenen Salzes lernen wir etwas und daß das „Fleur de Sel“ nur von Frauen „gepflückt“ wird. Ein „Paludier“ (Salzbauer) kann an einem guten Tag die unvorstellbare Menge von einer Tonne Salz aus den Feldern holen. Regnen darf es dann aber nicht, jeder Zentimeter Niederschlag verringert den Ertrag um einiges.

Nach einem ausführlichen Einkauf im angeschlossenen Souvenirshop (Einwurf von Sabine: der Franzose nennt das Boutique) geht es weiter. Die letzten zweieinhalb Stunden bis zum Camping in Penmarch ziehen sich wie Kaugummi und dass wir in den Feierabend Verkehr bei Quimper gekommen sind hat unsere Fahrt nicht angenehmer gemacht. Erkenntnis des Tages: Ein Kreisverkehr ist nicht immer besser als eine Ampelkreuzung für den Verkehrsfluss – zumindest solange nicht, wie es noch keine selbstfahrenden Autos gibt…

Nachdem wir glücklich unsere kleine Hütte bezogen und das Auto neben den Urlaubern aus BaWü (SIG Kennzeichen) geparkt haben sind wir erstmal das Meer begrüßen gegangen. Auf dem Platz haben wir noch viele weitere Autos aus BaWü gesehen – die haben wohl noch Schulferien dort…

Den Abschluss des gestrigen Tages bildet ein gemütliches Abendessen in unserer Hütte, zum Draußensitzen ist es uns zu kalt. Da der Weißwein erst noch kalt werden muss gibt es zum Brot mit gesalzener Butter (lecker) Panaché mit Mûre und Myrtille – auch lecker!

Und schon sind wir wieder beim „Nichts-Tun“ angekommen. Ich fürchte aber, dass da heute doch nichts daraus wird. Sabine fängt schon wieder an Pläne zu schmieden – vor allem wohl, weil gerade die Sonne heraus gekommen ist und sich am Himmel erste blaue Stellen zeigen.

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