Nach einem verregneten und einem durchwachsenen Tag in Hue hatten wir ein bißchen Angst, dass wir unsere Radtour über den Seewolken-Pass im Regen machen müssen. Aber wie heißt es so schön: „Auf Regen da folgt Sonnenschein“. Und so war es dann auch – als wir morgens aufwachten schienen schon die ersten Sonnenstrahlen durch unser Fenster. Nachdem wir unsere Koffer gepackt hatten sind wir zum Frühstück runter – und genau in die Frühstücks-Rush-Hour gekommen. Die Vietnamesen sind aber zum Glück pragmatisch und so haben wir unsere Pho und unser Rührei eben an den etwas niedrigeren Tischen – quasi im Lobby-Bereich zu uns genommen. Nicht dass unser 14€ Hotel (Frühstück inklusive!) sowas wie eine Lobby hatte…
Als unser Guide Bu pünktlich um 8:30 Uhr zur Abholung kam waren wir gut gestärkt für den Tag. Schnell waren unsere Koffer im Begleitfahrzeug verladen und dann ging es erst mal raus aus der Stadt. Bu hat uns auf der Fahrt den Tagesablauf erklärt. Dieser sollte wie folgt aussehen:
• Transfer zum Startpunkt
• 40km Radfahren
• Transfer zum Mittagessen am Lan Co Beach
• Transfer zum Fuß der Passstraße
• Fahrt über den Pass (ca. 10km hoch, dann wieder ca. 10km runter)
Am Startpunkt nehmen wir die Räder vom zweiten Begleitfahrzeug entgegen und bekommen unsere Helme. Gut, dass wir unsere Buff-Tücher dabei haben. Die Helme sind dann doch immer ein bißchen ekelig…
Die Räder sind Mountain-Bikes – nicht wirklich das Beste um über Asphalt-Straßen zu fahren und einen Pass zu erklimmen. Aber andere Räder gab es nicht und so haben wir uns nach Einstellen der Sättel und kurzem Check auf den Weg gemacht. Die ersten Kilometer ging es durch Dörfer mit ganz vielen Gräbern und Tempeln. Von unserem Guide haben wir erfahren, dass dieser Ort sich sehr gut für Gräber eignet, da er auf der einen Seite vom Meer und auf der anderen Seite von einer Lagune eingeschlossen wird. Nach ca. 20km haben wir eine Pause gemacht und einen kleinen Snack zu uns genommen. Erst hier haben wir bemerkt, dass sowohl das Auto mit unseren Koffern, als auch der Kleinlaster für die Räder uns immer begleiten. Während das Auto immer mal an uns vorbei fuhr und dann etwas weiter am Weg wieder Stand und gewartet hat, ist der Kleinlaster die ganze Zeit mehr oder weniger unsichtbar hinter uns geblieben und hat auch angehalten, wenn wir angehalten haben. Eigentlich ziemlich dekadent – ein Guide, ein Auto mit Fahrer und dann noch zwei Mann im Kleinlaster, die offensichtlich nur für die Räder zuständig sind. Auf der anderen Seite erklärt das auch den relativ hohen Preis.
Bevor es weiter ging wanderten unsere Rucksäcke die wir zur Sicherheit mit einer Regenjacke, den Badesachen und unserem „Sanitairy-Bag“ beladen hatten von unseren Schultern in den Kofferraum. Um ein paar Kilo erleichtert gingen die nächsten 20km dann gleich viel leichter 😉
Das Mittagessen haben wir in einem Resort am Lan Co Beach eingenommen. Allerdings war weder das Resort noch das Essen von großer Qualität. Außerdem hat unser Guide nicht mit uns gegessen – schon das hätte uns was das Essen betrifft zu denken geben sollen…
Nach dem enttäuschenden Essen geht es weiter zum Fuß der Passstrasse. Jetzt um die Mittagszeit ist es noch wärmer und hier zwischen Meer und Lagune vielleicht noch etwas schwüler als am Morgen. Aber es hilft ja nichts, also rauf auf die Räder und los geht es!!!
Schon nach wenigen hundert Metern beginnt die Straße anzusteigen. Das Schild am Rand zeigt 8% Steigung an und alle Nachfolgenden Schilder zeigen ebenfalls 8% an – ist wohl ein Durchschnittswert für die gesamte Strecke. Die ersten 5km sind nach etwas mehr als einer halben Stunde geschafft und wir machen eine wohlverdiente Wasserpause. Die Hälfte des Aufstiegs ist geschafft und wir sind das auch schon ganz schön. Zum Glück wird es weiter oben auch kühler und es gibt immer wieder Streckenabschnitte, die im Schatten des Berges oder der dichten Vegetation liegen.
Auf unserer Fahrt werden wir immer wieder von Moped-Fahrern überholt. Ich glaube die halten uns für verrückt. Viele machen Fotos oder drehen kurze Videos mit ihren Smartphones. Die meist weiblichen Beifahrer kichern und stoßen spitzen Schreie aus, die meist männlichen Fahrer machen das Daumen-Hoch Zeichen. Nach ca. 7.5km treffen wir auf einen kleinen Chinesen, der auch mit dem Rad unterwegs ist. Sein Rad ist aber noch weniger für den Aufstieg geeignet. Er schiebt sein ein Klapprad wahrscheinlich chinesischer Bauart – zwar schon mit Gangschaltung, aber nur mit wenigen Gängen und keinem davon für 8% Steigung.
Wir rasten kurz mit ihm, er kann zwar weder englisch noch. vietnamesisch, aber er macht mir mit Händen und Füßen klar, dass ich ihn mit seinem Rad fotografieren soll. Das mache ich natürlich gerne – dazu stellt er sich auf die nur mit einem Mäuerchen geschützten Abgrund. Auf dem Rückweg auf die andere Strassenseite wird er fast von einem Bus angefahren – offensichtlich sind die Verkehrsregeln in China noch ein bisschen anders als in Vietnam – oder er ist vom Aufstieg so fertig, dass er den Bus gar nicht bemerkt hat…
Eigentlich wollte ich ihn fragen, ob er mit uns zusammen weiter hoch fahren möchte, aber zum einen isst er gerade unter großem Geschmatze ein Sandwich (und ich dachte schon die Vietnamesen wären schlimm…) zum anderen hätte er mich wahrscheinlich doch nicht verstanden. Also geht es ohne ihn weiter bergauf. So langsam reicht es mir mit dem ständigen Bergauf – irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass wir unserem Ziel nicht wirklich näher kommen. Noch eine Kehre und noch eine – zum Glück ist es hier oben jetzt so angenehm von den Temperaturen, dass mein völlig durchgeschwitztes T-Shirt mir fast kalt vorkommt – und noch eine Kehre.
Kurz bevor ich den Pass erreiche, wartet Sabine auf mich. Ab sofort nenne ich sie nur noch liebevoll meine kleine Bergziege – auf den letzten Kilometern ist sie doch tatsächlich immer vor mir her gefahren. Die letzten hundert Meter oder so fahren wir also zusammen und erreichen schließlich die Passhöhe!
Juhu, geschafft…!
Unser Guide, der Fahrer mit unserem Begleitfahrzeug und auch der Kleinlaster für die Räder mit den beiden Mechanikern warten schon an einem der obligatorischen Verkaufsstände auf uns. Wir sollen die Räder abstellen – das wollen wir aber nicht, erst brauchen wir noch ein paar Beweisfotos. Nachdem auch das erledigt ist sind wir folgsam und lassen unseren Guide seinen Job machen. Er zeigt uns die Überreste einiger angeblich amerikanischer Bunker und auch Die Reste eines Gebäudes das einer der vietnamesischen Könige hat errichten lassen. Wir genießen den herrlichen Blick auf den Lan Co Beach auf der einen Seie und auf Da Nang auf der anderen Seite. Heute macht der Seewolken-Pass seinem Namen nämlich keine Ehre und wir haben eine herrliche Sicht wie sie wohl sonst nur wenigen Touristen beschieden ist.
Der Wind hier oben ist frisch und unser Guide drängt uns zum Aufbruch. Er möchte mit uns noch bei den Marmorbergen vorbei fahren und da es hier immer sehr früh dunkel wird, müssen wir jetzt mal los fahren.
Die wohlverdiente Abfahrt ist herrlich, wenn auch die rumpelige Strasse allzu schnelles Fahren nicht erlaubt. Der Blick auf Da Nang und in die Bucht ist in der nun schon tief stehenden Sonne wunderschön. Ich bleibe immer mal wieder stehen um ein Foto zu machen und um auf Sabine zu warten. Bergab bin ich jetzt wieder schneller 😉
Unten angekommen – es waren auch wieder 10km, auch wenn es mir viel kürzer vorgekommen ist – wartet unsere Entourage. Die Räder werden verladen und wir verabschieden uns von den Mechanikern, die in ihrem Kleinlaster jetzt zurück nach Hue fahren. Wir steigen ins Auto ein und fahren nach Da Nang und zu den Marmorbergen. Dort folgt die unvermeidliche Verkaufsveranstalltung – wir hatten es schon befürchtet. Und obwohl wir hundertmal versichert bekommen haben, dass alles Handarbeit ist und in die ganze Welt verschickt wird, möchten wir keinen Löwen in der Lebensgröße, keine Pagode und auch keinen „Happy-Buddha“ kaufen.
Nachdem wir uns brav auch noch die kleineren Kunstwerke angeschaut haben und auch bei den Schmucksachen nicht zu einem Kauf überredet werden konnten, durften wir wieder ins Auto einsteigen und es ging weiter zu unserem Hotel. Inzwischen war es nämlich schon dunkel geworden und wir wollten nur noch in unser Zimmer, duschen und dann jeder ein halbes Schwein auf Toast verspeisen…
Fazit: Wir hatten mal wieder Riesenglück mit dem Wetter und obwohl es echt anstrengend war es echt ein ganz toller Tag!!!
Mit Hilfe dieser Konstruktion habe ich ein paar Fotos und auch Filme gemacht – sobald wir einen vernünftigen Internetzugang und einen Computer mit SD-Leser haben lade ich die noch hoch…
Comments are closed