Achtung! Bitte vorher unbedingt den Artikel „Regen, Regen, Regen“ lesen!
Was genau hat die Maslowsche Bedürfnishierarchie bzw. Bedürfnispyramide mit unserer 3-Tages Wanderung zu tun wird sich der ein oder andere geneigte Leser fragen. (Ich verzichte hier bewusst auf Genderneutralität, möchte aber damit weder die weiblichen, noch die sonstigen Personen, die hier mitlesen ausschließen.) Sehr viel! Zum einen hat das menschliche Gehirn auch bei körperlicher Anstrengung bei widrigen Wetterbedingungen immer noch Kapazitäten um sich über so ein Thema Gedanken zu machen (zumindest habe ich das getan). Zum anderen führt die Anstrengung und das schlechte Wetter dazu, dass man in der Pyramide auf die unterste Stufe zurück fällt, egal wie weit oben man sich vorher gewähnt hat. Denn wer nach etwas mehr als 9 km durch strömenden Regen bergauf und bergab am Ziel ankommt, der denkt nicht mehr an Selbstverwirklichung, sondern viel mehr an eine warme Dusche, eine warme Mahlzeit und einen trockenen Platz zum Schlafen. Zumindest ging mir das so.
Das eher einfache Leben in den Dörfern der Mafate regt darüber hinaus auch zum Nachdenken über die eigenen Bedürfnisse an. Die Menschen haben sich das einfache Leben – mehr oder weniger – selbst gewählt. Es gibt Elektrizität – aber nur wenn man sich die Solarpanele und evtl. eine Batterie leisten kann. Die Sonne macht auch warmes Wasser – zumindest, wenn eine Solarthermie vorhanden ist und sie ab und zu scheint. Geheizt wird – wenn überhaupt – mit Holz, Kohle oder Gas, gekocht auch, viele haben im Garten aber auch einen Sonnenofen stehen. Was zum Leben benötigt wird, wird so weit es geht selbst angebaut / produziert. Außerdem hilft man sich gegenseitig. Die Touristen bringen das Geld für die Dinge des täglichen Lebens die man nicht selber herstellen kann – Kleidung, Baustoffe etc. Sind die Menschen unglücklich? Ich glaube nicht! Welche Stufe der Pyramide haben sie erreicht? Viele sicher die der „Selbstverwirklichung“, also die oberste. Können wir das alle von uns auch behaupten? Auch das glaube ich nicht…
So, genug vom Thelekoleg „Humanistische Psychologie“. mag sich jeder selber Gedanken darüber machen…
Kommen wir zu den wichtigen Dingen: wie war der letzte Tag der Wanderung?
Die gute Nachricht ist, wir haben es geschafft und sind sogar trockenen Fußes wieder aus der Mafate rausgekommen. Schon am Morgen hatten wir blauen Himmel und konnten unsere immer noch feuchten Sachen zumindest so lange in die Sonne stellen, wie wir zum Frühstück gebraucht haben. Heute gab es sogar Eier, dazu selbst gebackenes Brot und so etwas wie eine Süsskartoffel mit Zuckersirup. Der Kaffee war scheußlich und dazu auch noch nur lauwarm, aber das hat uns nicht gestört. Nach dem Essen haben wir noch die Esel besucht, die sich unser Gastgeber hält. Wozu er die Esel hat ist mir nicht ganz klar geworden. Zum Arbeiten auf dem Feld, oder um Touristen darauf reiten zu lassen sind sie jedenfalls nicht da.
Die Hose war noch nicht ganz trocken – dann muß der Rest halt beim Wandern am Körper trocknen. Die ersten Meter sind noch schwer, vor allem bergab tun die Beine und die Blase am großen Zeh weh. Das Sonne und die trotzdem angenehm frische Luft machen aber den Kopf frei. Auf unserem Weg kommen uns immer wieder Querdeldein-Läufer entgegen – oder überholen uns. Die Franzosen sind da schon ein wenig verrückt. Daran merken wir aber auch dass heute Samstag ist und wir unserem Ziel und Ausgangspunkt näher kommen.
Vor dem finalen Aufstieg machen wir noch eine Rast und es sieht fast so aus, als ob wir doch noch einmal Nass werden sollten. Zum Glück waren wir mit unseren Picknick schon fertig, die Reste sind schnell verstaut, rasch noch die Regenjacken raus und die Hüllen über die Rucksäcke dann geht es auch schon weiter.
Zuerst ist es anstrengend weil man sich extrem auf den Weg konzentrieren muss – ist eben keine Wanderautobahn, auch wenn die Anzahl der uns entgegen kommenden Personen daß vermuten lassen – dann geht es wieder steiler bergauf. Irgendwann sind wir dank des inzwischen erprobten Langmutes oben angekommen, jetzt geht es nur noch die Straße hinunter bis zum Auto von Claire. Sie bringt uns zurück zur Gîte und wir müssen Abschied nehmen. Sabine und ich sind ein bisschen traurig, dass das Abenteuer vorbei ist, aber ich glaube auch ganz froh es hinter uns zu haben. So verabschieden wir uns von Claire mit einem weinenden und einem lachenden Auge…
Salut Claire, merci pour ta patience et pour toutes les informations de les plantes à Mafate.
P.S. Eine warme Dusche ist eine der größten Errungenschaften unserer Zivilisation – ich jedenfalls möchte nicht darauf verzichten müssen…
P.P.S. Claire Balada könnt ihr buchen über http://www.kokapatrando-reunion.com/ oder per Mail direkt Claire Balada@hotmail.fr
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