Nach einer erstaunlich erholsamen Nacht klingelt schon wieder der Wecker – 7:15 Uhr, denn die Kabine muss um 8 Uhr geräumt sein. Das Gepäck kommt in der Aufbewahrugsraum und wir gehen erst mal zum Frühstücken. Sch*** ist das voll! Wahrscheinlich wollen die anderen Passagiere auch alle in Trondheim aussteigen. Für eine Stadtbesichtigung haben sie hier nämlich mehr Zeit, als in anderen Orten – das Schiff hat drei Stunden Aufenthalt. Am Pier liegt schon ein anderes Hurtigruten-Schiff, die südgehende MS Lofoten. Wir sagen dem Schiff schon mal „Hallo“, denn es wird uns von den Lofoten, dann nordgehend, nach Tromsø bringen. Die MS Lofoten ist das älteste noch im Dienst stehende Schiff der Hurtigruten Flotte und deutlich kleiner als die MS Nordnorge, die uns hierher gebracht hat. Wir sind schon sehr gespannt darauf, wie es auf dem kleineren und älteren Schiff sein wird.
Der Weg vom Pier zum Bahnhof mit dem Gepäck ist ganz schön weit und es ist schon ganz schön warm um 10 Uhr. Im Bahnhof sind alle Schließfächer belegt – Mist! Zum Glück gibt es im Busbahnhof nebenan noch ein paar freie Fächer. Zwei Betten im Schlafwagen sind auch nicht mehr frei – ein Versuch war es Wert. Also dann auf zur Stadtbesichtigung…
Trondheim ist nicht groß und wir können alles gut zu Fuß erreichen. So schlendern wir erst mal durch die Fußgängerzone zum Dom. Sabines „Shopping-Gen“ ist heute irgendwie aktiviert worden, es dauert also eine Weile und vor allem der Buchladen erfährt große Aufmerksamkeit. Am Dom angekommen erfahren wir beim Erwerb der Eintrittskarten, dass heute ein Orgelkonzert gegeben wird und anschließend eine Führung in deutsch stattfindet. Bis zum Konzert ist es noch eine Weile hin und wir so schlendern wir nochmal durch den Park und machen Fotos von außen. Zum Glück gibt es viele Schatten spendende Bäume im Park, inzwischen ist es nämlich wirklich warm geworden. Man könnte meinen, man ist irgendwo im Süden und nicht in Norwegen! In der Kirche ist es aber angenehm und das Konzert ist schön. Irgendwas selbst komponiertes für zwei Orgeln, so genau hatte ich das nicht verstanden. Der Dom ist zu Ehren eines toten Königs errichtet worden und wie viele große Kirchen ein Mix verschiedener Baustile – wer mehr darüber wissen möchte kann ja mal Wiki bemühen…
Der alte Teil von Trondheim ist schöner als der neuere, durch den wir am Morgen gekommen sind. Wir suchen uns ein kleines Café und nehmen ein Kaffee zu uns. Schließlich haben wir viiiiiieeeeeeel Zeit, bis unser Zug um 23:40 Uhr abfährt. Eigentlich ist es zu warm für weiteres Sightseeing, aber es hilft ja nix, es ist erst 15 Uhr und so machen wir uns auf den Weg hoch zur alten Festung. Auf dem Weg sind wir am berühmten Fahrrad-Aufzug vorbei gekommen. Leider war gerade kein Radfahrer dort um den Aufzug zu nutzen. Der Berg ist ganz schön steil und hatte ich schon gesagt, dass es heiß ist heute?!? Oben gibt es nicht viel zu sehen, ein paar Kanonen, das alte Fort mit einer Ausstellung die um 16 Uhr schließt und ganz viel Wiese – sogar mit Schatten. Für die Ausstellung hatten wir noch 15 Minuten Zeit, danach haben wir ein kurzes Nickerchen im Schatten auf der Wiese gemacht.
Immer noch zu lange, bis unser Zug fährt… Also zurück in die Stadt in ein Einkaufszentrum. Sieht aus wie bei uns, die Geschäfte sind vielleicht ein bisschen kleiner. Im Supermarkt stellen wir uns ein leckeres Abendessen zusammen und auf einer Bank in der Fußgängerzone machen wir dann Picknick. Auf dem Weg zu unserer Bank haben wir eine international vertretene amerikanische Café-Kette entdeckt. Wir sind beide Müde und es ist immer noch viel Zeit bis der Zug fährt. So gönnen wir uns dort einen doppelten Espresso to go.
Kurzer Check im Reiseführer ob wir auch wirklich alles in Trondheim gesehen haben, was es zu sehen gibt – nein! Da steht etwas von einer Mikrobrauerei, da müssen wir noch hin. Mein Bier nennt sich Kanonenkugel. Es sieht fast aus wie ein Guinness und schmeckt auch so. Sabine hatte das „Sommer-Pils“, auch lecker…
Am Nachbartisch sitzt ein Pärchen, er Schwede, sie Norwegerin. Wir fragten, was es noch zu sehen oder zu tun gibt. Er zählt fast alles auf, was wir schon gesehen haben, inklusive dem Café in dem wir unseren Nachmittags-Kaffee hatten – soweit haben wir also alles richtig gemacht. Das Bier ist alle, der Schwede konnte uns nix neues Erzählen und wir haben immer noch fast drei Stunden zu überbrücken. Also nochmal zum Dom, diese Mal hinten rum und dann runter zum Fluss. Der Weg dorthin ist nicht so schön, hier findensich wieder viele Zweckbauten aus den 70er und 80er Jahren und ein paar ältere ungepflegte Häuser. Aber am Fluss ist es nett und es gibt einen Spielplatz mit Schaukeln! Der gemeine Norweger scheint gerne in der Natur zu sein und sich zu bewegen. Da es Abends laaaange hell ist, sieht man auch um 21:30 Uhr noch Menschen beim Joggen, Radfahrern, Rudern, Kanufahren und auf dem anderen Ufer wird doch tatsächlich noch ein kleines Schlauchboot aufgeblasen. Ein paar Meter neben uns wird gegrillt und auf der anderen Seite liegt ein Pärchen und macht Picknick. Schon wieder fast eine Stunde rum, aber immer noch viel Zeit. Vielleicht noch ein Kaffee im Café von heute mittag. Dort ist es inzwischen brechenden voll – schade, wäre sicher nett gewesen. Also weiter in eine Ecke in der wir noch nicht waren. So kommen wir dann noch in ein Viertel von Trondheim in dem wir heute noch nicht waren. Früher war das wohl mal ein Hafenviertel war, jetzt ist es eine schicke Wohngegend mit Cafés am Wasser. Sieht ein bisschen so aus wie in Frankfurt der Westhafen mit mehr Kneipen und größeren Häusern. Immerhin ist es inzwischen fast 23 Uhr und so machen wir uns auf den Weg zum Bahnhof. 5 Minuten später sind wir da und holen unser Gepäck aus dem Schließfach. Gegenüber vom Bahnhof ist ein lokal am Wasser und da die WC in den Zügen… naja ihr wisst schon was ich meine 🙂 ob es allerdings klug war von Sabine jetzt noch eine Cola zu trinken? Am Bahnsteig wird es langsam voll und dann endlich rollt unser Zug ein. Unser Wagen ist ganz vorne und wir haben einen vierer Platz für uns. Die NSB hat uns eine Fleece-Decke, ein aufblasbares Kissen und ein Paar Ohrstöpsel spendiert, praktisch für so eine Nachtzugfahrt. Da kann sich die DB mal was abschauen – aber vielleicht machen sie das auch, nur bin ich noch nie Nachts gefahren…
Es geht pünktlich los und der Weg raus aus Trondheim führt durch tolle Natur. An Schlaf ist leider nicht zu denken. Es ist furchtbar laut direkt hinter der Lok – trotz der Ohrstöpsel. Draußen wird es nicht richtig dunkel, es sieht aus wie ein ewiger Sonnenuntergang. Oder ist es ein kombinierter Sonnenuntergang und Sonnenaufgang? Wie soll das erst werden, wenn wir heute Nacht den Polarkreis überquert haben? Außerdem ist es unbequem, obwohl wir viel Platz haben. Irgendwann fallen mir dann doch die Augen zu, aber der Schlaf ist wenig erholsamen und die Phasen kurz. Zum Schreiben bin ich zu müde, zum Lesen auch. Raus schauen, wieder wegdösen – doch schon 6 Uhr? Draußen ist es auf schon richtig hell und die Landschaft hat sich verändert.
Kaffee? Ja! Schlafen kann ich ja doch nicht mehr. Auf dem Weg zum Bord-Bistro viele Menschen, die sich in mehr oder weniger bequemen Positionen die Decke über den Kopf gezogen haben und tatsächlich zu schlafen scheinen. Aber auch viele, die wie ich nicht schlafen können und lesen oder einfach nur aus dem Fenster starren. Im Bistro bin ich offensichtlich der Erste heute morgen. Mit zwei Kaffee geht es zurück in den vordersten Wagen und einmal mehr bewundere ich die Schlafenden. Sabine ist wach oder sie wurde vom Kaffeeduft geweckt. Auf jeden Fall freut sie sich über den Kaffee!
Irgendwann ist dann die Fahrt zu Ende und wir fahren in den Bahnhof von Bodø ein. Hier endet auch das norwegische Schienennetz. Ab jetzt geht es für uns nur noch mit dem Boot weiter. Das Schnellboot nach Svolvaer geht erst heute Abend und so bringen wir unser Gepäck erst mal zum Hafenamt und packen es da in ein Schließfach. Dann suchen wir uns ein Café um zu frühstücken und Pläne für den Tag zu machen.
Wir sind beide furchtbar Müde und dies war sicher unserer letzte Nachtzugfahrt!!!

Und hier ist die Strecke vom Nachtzug:
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Irgendwo kurz vor Rognan ist wohl der Akku vom Tracker leer gewesen. Ab da geht es parallel zur E6 bis Fauske und dann weiter parallel zur 80 bis Bodo.

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