Heute haben wir die Alpen endgültig hinter uns gelassen und sind in die Ebene von Treviso gefahren. Aber auch auf dieser letzten Berg-Etappe hatten wir noch einmal 930 Höhenmeter zu bewältigen – und das hat uns noch einmal alles abverlangt.
Auch wenn es früh morgens noch nicht so aussah, das Wetter sollte über den Tag besser werden und nach der Überquerung des Passes hatten wir auf Sonne gehofft. Bis oben sollte es zumindest bitte nicht regnen. Es ging heute über den Praderadego-Pass (910 m) und nach ein wenig auf und ab ging es dann auch gleich zur Sache. Der Radcomputer zeigt Orange und Rote Steigungen an – das versuchen wir mit unserem Gepäck erst gar nicht zu fahren, sondern schieben unsere Räder. Auf dem Weg nach oben kommen ein paar Rennradfahrer an uns vorbei und auch die müssen bei diesen Steigungen ganz schön kämpfen.
Die Steigung liegt im Durchschnitt so bei 15% in Spitzen werden auch mal 25% erreicht.
Auf dem Weg nach oben hätten wir noch einen Abstecher zum Castello di Zumelle machen können. Dessen erste Ansiedlung geht auf Römerzeiten zurückgeht: es wurde zum Schutz der alten Via Claudia Augusta errichtet. Die Burg, von der noch eine alte Legende erzählt, ist heute ein Restaurant und B&B mit mittelalterlichem Flair. Hier gibt es u.a. ein Museum, ein mittelalterliches Dorf mit Krämerladen und eine Apotheke. Das schauen wir uns dann alles an, wenn wir wieder kommen.
Je höher wir kommen desto besser wird das Wetter und endlich oben angekommen scheint die Sonne.
Auf der ruhigen Passhöhe befinden sich einige Häuser, darunter zwei Gaststätten und eine kleine Kapelle. Von den Gaststätten haben wir nichts gesehen, die Kapelle hat uns nicht interessiert.
Der Blick in die Ebene ist atemberaubend und wir können schon die „Prosecco Hills“ sehen durch die wir gleich fahren werden.
Heute ist es den ersten Tag in unserem Urlaub richtig warm. Und so angenehm es auch ist bei schönstem Sonnenschein durch diese wundervolle Landschaft zu radeln – nach dem Pass, der wilden Abfahrt und einem gemütlichen Mittagessen stehen leider erst ca. 20 km auf dem Tacho. Noch 60+ km bis Treviso und die Prosecco Hills wollen auch noch überquert werden.
Die „Prosecco Hills“, oder Colline del Prosecco Superiore sind UNESCO-Welterbe. Die „Cordonate” sind besondere geologische, rampenartige Formationen, also Gebirgskämme mit steil abfallenden Erhebungen – auch hier mussten wir bei 15+% Steigungen wieder schieben – die sich von Osten nach Westen erstrecken und von engen, parallel verlaufenden Tälern durchzogen werden. Dem Menschen dort ist es im Laufe der Jahrhunderte gelungen, sich der Landschaft durch eine Terrassierung anzupassen. Tausende von kleinen Winzern schufen eine mosaikartige Agrarlandschaft mit kleinen Weingärten, Wälder und Wiesen.
Wissenswertes zum Prosecco
Zwischen den Dolomiten und der Adria liegen 25.000 Hektar Weinberge, in denen die Trauben für den Prosecco wachsen. Fast 20.000 Hektar befinden sich im Veneto, der Rest in Friaul-Julisch-Venetien. Erst 2009 wurde das DOC-Siegel geschaffen, das Anbau-, Herstellungs- und Abfüllort definiert. Prosecco mit DOC-Siegel darf nur in neun Provinzen von Vicenza bis Triest in den Regionen Venetien und Friaul-Julisch-Venetien produziert und abgefüllt werden. Er muss zu mindestens 85 Prozent aus Trauben der Rebsorte Glera gekeltert sein. Äußerlich ist Prosecco an seiner Banderole mit DOC-Siegel, einem QR-Code zur Nachverfolgung des Ursprungs und einer blaue Identitätsnummer zu erkennen. Prosecco mit dem exklusiveren DOCG-Siegel trägt eine Banderole mit rotbrauner Schrift und entstammt kleineren Anbaugebieten im Hügelland derselben Regionen. Der preiswerte Frizzante erfährt zudem im Gegensatz zum Spumante keine zweite Gärung im Tank. Für den Blubber wird beim Frizzante Kohlensäure zugesetzt.
Das Castello di San Salvatore liegt oberhalb von Susegana und damit auf dem letzten ernst zu nehmenden Berg für heute. Ab jetzt geht es durch die Ebene. Bis zu unserem Ziel (Treviso) heute sind es aber immer noch ca. 40km und es ist heiß ☀️
Die Via Claudia Augusta ist hier nicht mehr ausgeschildert und bei meiner Planung musste ich immer mal wieder auf Straßen für die Route zurück greifen. Die sind leider auch Sonntags teilweise stark befahren und damit kommt Sabine so gar nicht klar…
Erst als wir Treviso näher kommen gibt es wieder Wegweiser für die Via, wenn auch nicht an jeder Abzweigung. Irgendwie (und irgendwann…) schaffen wir es dann aber nach Treviso, unserem Etappenziel.
Treviso ist Hauptstadt und Verwaltungssitz der gleichnamigen Provinz in der Region Venetien. Die Stadt hat wie Venedig Kanäle, Paläste und kulinarische Besonderheiten, nur ohne Touristenhorden und Überschwemmungen. Sehenswert ist die Altstadt mit der Piazza dei Signori, umrahmt vom wuchtigen Stadtturm und prachtvollen Palästen. Zudem gibt es stilvolle Arkaden, lauschige Plätze und die kleine Flussinsel La Peschieria. In der Via Calmaggiore kann man durch wunderschöne Arkadengänge spazieren, die teilweise noch mit Fresken geschmückt sind. Im Dom von Treviso können Kunstfreunde den Tizian in der Cappella Malchiostro bestaunen. Zum Prosecco isst man Cicchetti, kleine Häppchen.
Wir sind Abends noch ziemlich lange durch die Stadt gelaufen, haben erst ein paar Cicchetti zu unserem Prosecco gegessen und uns dann noch ein Restaurant für das Abendessen gesucht. Am Ende dieses ziemlich langen Tages fallen wir – wieder einmal – erschöpft, aber glücklich in unser Bett. Morgen ist ein neuer Tag und da geht es auf unserer letzten Etappe dann zu unserem Ziel: Venedig!
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